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Prävention kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen

Der niederländische Philosoph Erasmus formulierte um ca. 1500 den Satz "vorbeugen ist besser als heilen". Prävention ist auch heute ein hochaktuelles Thema. Infolge des demografischen Wandels und einer besseren Gesundheitsversorgung leben immer mehr Menschen länger, auch wenn sie an einer oder mehreren chronischen Erkrankungen leiden. Die Behandlung chronischer Erkrankungen, insbesondere von Herz-, Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, ist teuer und gefährdet die Nachhaltigkeit unseres Gesundheitssystems. Die wichtigsten vermeidbaren Ursachen für Morbidität und Mortalität sind umwelt- und verhaltensbedingt. Äußere Bedingungen wie das "adipogene Umfeld", zunehmende sozioökonomische Ungleichheiten sowie Klima- und Umweltrisikofaktoren tragen zum Gesundheitsrisiko bei. Verhaltensbedingte Risikofaktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel sowie Alkoholmissbrauch gelten als Hauptursachen für vermeidbare Todesfälle.

Die Forschung der Abteilung Prävention kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg umfasst drei Forschungsfelder. Diese Felder zielen darauf ab, die Gesundheit der Bevölkerung und die Präventionswissenschaft zu verbessern.

Ziele

Die Forschung der Abteilung basiert auf einem ganzheitlichen Präventionsansatz. Ziel ist es, "Brücken" zu entwerfen, zu bauen und zu evaluieren, mit denen sich Forschungsergebnissen zu echten Präventionserfolgen mit einem Maximum an Reichweite und Wirksamkeit in den Zielgruppen der Bevölkerung entwickeln lassen. Die Forschung der Abteilung wird daher zukunftsorientiert sein und sich mit Entwicklungen in den Themenfeldern Demografie, digitale Angebote und Integration (sowohl im Gesundheitswesen als auch darüber hinaus) sowie mit dem Lebensumfeld von Bevölkerungsgruppen befassen. Durch drei miteinander verknüpfte Programme - personalisierte Prävention, Umsetzung von Evidenz und komplexe Interventionen - arbeitet unsere Abteilung an der Entwicklung der Evidenz für transformative Interventionen und bringt Präventionswissenschaft voran. Forschung und Lehre werden eng miteinander verknüpft, so dass künftige Präventionsexperten in der Lage sein werden, evidenzbasierte Prävention aus einem ganzheitlichen Systemansatz heraus zu betreiben.

Forschungsfelder

1. Präzisionsprävention

Die aktuellen Fortschritte in Wissenschaft und Technik ermöglichen die Entwicklung von Maßnahmen, die stärker auf den Einzelnen zugeschnitten sind. Für die Präzisionsprävention entstehen dabei jedoch erhebliche wissenschaftliche Herausforderungen, insbesondere aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht. So werden beispielsweise Screening-Programme häufig nur in geringem Umfang in Anspruch genommen, vor allem bei Gruppen mit erhöhtem Risiko. Interventionen, die die regelmäßige Einnahme von Medikamenten oder Verhaltensänderungen betreffen, sind oft nur begrenzt wirksam, selbst wenn sie auf einem personalisierten Risiko-Feedback basieren. In den frühen Phasen des Innovationskreises müssen wir Aspekte wie Reichweite, Wirksamkeit, Annahme, Umsetzung und Aufrechterhaltung berücksichtigen. Dies führt zu einer Steigerung des translationalen Potentials für Präzisionsansätze und fördert die Entwicklung einer herausragenden Präventionswissenschaft.

2. Implementierung der Evidenz in Politik und Praxis

Für viele Maßnahme, die zur Verbesserung der kardiovaskulären und metabolischen Gesundheit der Bevölkerung beitragen könnten, gibt es bereits ein hohes Maß an Evidenz. Allerdings bestehen sowohl in der Gesundheitsversorgung als auch auf politischer Ebene erhebliche Umsetzungslücken. So belegt Deutschland beispielsweise bei einem Vergleich von 36 Ländern hinsichtlich der Umsetzung evidenzbasierter Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums den letzten Platz. Auch in der Diabetesprävention und -behandlung sowie im Umgang mit kardiovaskulären Risikofaktoren besteht in Deutschland Potenzial für einen Wandel in der Prävention. Die Umsetzung der evidenzbasierten Prävention hat das Potenzial, zur Verbesserimg der Gesundheit der Bevölkerung und der Gesundheitswissenschaft beizutragen.

3. Entwicklung von Maßnahmen zur Bekämpfung syndemischer Risiken im Reallabor

Viele der verhaltens- und umweltbedingten Risikofaktoren für kardiovaskuläre und metabolische Risiken sind auch Risikofaktoren für Krebs, Depressionen und andere gesundheitliche Beeinträchtigungen. Sie treten oft in sozialen Gruppen und geografischen Regionen gehäuft auf. Innovative Ansätze zur Entwicklung und Bewertung ortsbezogener Interventionen bieten das Potenzial für wissenschaftliche Exzellenz in der Prävention mit nachgewiesener lokaler Wirkung und dem Potenzial für eine breite Anwendung. Unsere methodische und angewandte Arbeit zur Interventionsentwicklung bietet ein erhebliches Potenzial für die Entwicklung innovativer Interventionen im jeweiligen Kontext und in Zusammenarbeit mit wichtigen Interessengruppen und Endnutzern.

Kontextspalte

Prävention kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen

Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
Alte Brauerei, 2. OG
Röntgenstraße 7
68167 Mannheim